Hr. Dobersberger

Zur Buchpräsentatiom

Autor: Roland Dobersberger

Der Autor, Studienrat Roland Dobersberger, als Gast des Siegersdorfer Dorferneuerungsvereins

Im Herbst 2002 wurde der Wunsch des Siegersdorfer Dorferneuerungsvereins an mich herangetragen, eine Ortschronik zu schreiben, ein Anliegen, welchem ich gern entsprochen habe.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich zwar um die Geschichte meines Nachbarortes einigermaßen Bescheid – ich selbst wohne im benachbarten Dietersdorf, Gemeinde Sieghartskirchen – jedoch erst im Lauf der Forschungsarbeit wurde mir die Vielfalt dieses Ortes und seiner Bewohner deutlich. An erster Linie habe ich dem Siegersdorfer Dorferneuerungsverein zu danken, der mich in meiner Arbeit in jeder Hinsicht unterstützte.

Ausschitte aus der Orts- und Häuserchronik

Georg Matthäus Vischer ´s Niederösterreichkarte aus 1670

Erstaunlich.... .! Karte 1670

Auf der Niederösterreich-Karte des Georg Matthäus Vischer aus dem Jahre 1670 ist Siegersdorf ( hier „Sigerstorff“) deutlich angegeben.
Der originale Kupferstich ist in der Kartensammlung der ÖNB KD  96.081 aufbewahrt.

Siegersdorf

„Ein Dorf, welches 28 Häuser enthält und Sieghartskirchen zur nächsten Poststation hat. Zur Kirche und Schule gehört der Ort nach Asperhofen, Landgericht und Conscriptionsobrigkeit ist Neulengbach, Grund – und Ortsobrigkeit Judenau. Der hiesige Bezirk ist dem Werbcommando des Lin.Inf.Regmts. (=Linieninfanterieregiments,Anm.d.Hg.) Nr. 49 zugewiesen.
Der Seelenstand zählt 45 Familien, 80 männliche, und 87 weibliche Personen nebst 25 schulfähigen Kindern. Diese haben einen Viehstand von 25 Pferden, 2 Ochsen, 67 Kühen und 69 Schafen.
Die hiesigen Einwohner sind Bauern und Kleinhäusler, unter denen sich 1 Weber, 1 Schuster, und 1 Weißgeschirrmacher befinden. Sie treiben den Ackerbau, wovon sie die vier gewöhnlichen Körnergattungen fechsen; auch haben sie etwas Wein und Obst, und eine mittelmäßige Viehzucht. Der Ort liegt flach an einer Anhöhe zunächst Asperhofen am großen Tullnbache.
Das Alter, und die Ableitung der Ortsbenennung ist unbekannt, dürfte aber von einem Siege, der hier im Althertume erkämpft wurde, abstammen.“

 

Aus Chrysostomus Hanthaler

 

Wolfgeri

Richter, Rat und Pfarrgemeinde Neulengbach stiften am 20. April 1430 in der Pfarrkirche zu Neulengbach eine Frühmesse. Zusätzlich soll der Ertrag  1 Wiese gegen „sieghartsdorff“ geschätzt auf jährlich 5 Schilling für das „Ewige Licht“ zur Tagzeit sorgen. Diese Urkunde gibt keine Aussage über die Pfarrzugehörigkeit. Diese ist – wie später noch näher auszuführen sein wird – bis 1758 die Pfarre Sieghartskirchen.

Am 31. Dezember 1444 erlässt Hans Inprucker ein Vermächtnis zu Gunsten seiner Schwäger Hadmar Matseber und Wolfgang Ruckendorfer (?)  über sein ganzes Vermögen. Dazu gehört aus dem Lehen der landesfürstlichen Herrschaft Orth eben das Burgrecht zu Siegersdorf, aber auch Gründe in Siegersdorf und Grabensee und Weingärten am Buchberg Als Zeugen dieser bedeutenden Urkunde begegnen wir dem „edlen Herrn Sebeck“ und einem Hans Aichperger.
Das Dokument wird am Fest der Beschneidung des Herrn im Jahre 1445 in Wien besiegelt.

Achatii

NÖ LA. Urk.Nr.2582

Keramik aus Siegersdorf
Nahezu in Vergessenheit geraten ist die Keramikmanufaktur in Siegersdorf Haus Nr. 1 (jetzt Hauptstraße 49).
Eingeführt wurde die volkstümliche Majolikaerzeugung im Lande unter der Enns von den sogenannten Habanern, Mitglieder einer Wiedertäufersekte, die aus Südmähren und aus der Slowakei eingewandert waren. Das Habanergeschirr erfreute sich großer Beliebtheit, da es einen willkommenen Ersatz für die unerschwinglich teure holländische Majolika darstellte.Von seiten der Grundherrschaften bestand ein bedeutendes Interesse an der Einpflanzung eines neuen Erwerbszweiges. Ursprünglich fasste das neue Gewerbe vor allem im südlichen Niederösterreich, im Steinfeld Fuß. 1797 bestanden in Niederösterreich bereits 38 Werkstätten, darunter eine in Siegersdorf und eine weitere in Asperhofen. Die beiden Werkstätten dürften jedoch bereits von Einheimischen  geleitet worden sein, meist Kleinbauern und Hauer, die mit ihren Erzeugnissen ein gehöriges Zubrot erhielten. Die Blütezeit des Gewerbes fällt in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Später verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage, insbesondere waren die Steinguterzeugnisse aus Böhmen und Mähren eine unüberwindbare wirtschaftliche Konkurrenz. Die Krügelmacherkunst verfiel sehr rasch in technischer und künstlerischer Hinsicht.
Ein Spiegelbild dieser Entwicklung bot auch die Krügelmacherwerkstätte in Siegersdorf.

Keramik

Der abgebildete Walzenkrug ist im Original 16,2 cm hoch,mit dem Deckel 20 cm, der durchschnittliche Bauchdurchmesser beträgt 8,5 cm, der Standbodendurchmesser 10 cm.
Auf gelbem Untergrund sind drei einzelne Blumen dargestellt.
Der Zinndeckel zeigt ein Reliefporträt der Kaiserin Maria Theresia.
Die Standfläche trägt das Monogramm A (Amtmann Matthias)
Datiert: Um 1780
Volkskundliche Sammlung NÖ Landesmuseum in St. Pölten,
Inventar Nummer V-1553

Ein neuer Straßenzug

Am 16. September 1858 wandten sich die Siegersdorfer Ortsbewohner mit Michael Steinhauser als Ortsbesorger, Michael Schwarz als Gemeinderat und Josef Rapersperger als Ausschussmitglied  an den Grundbesitzer  Fürsten Karl zu Liechtenstein mit der Bitte zur Errichtung eines neuen Fahrweges über fürstlichen Ackergrund nach Loibersdorf (Plankenberg) und mit der Anbindung an die Kreisstraße, „denn der bisherige Weg längst des Baches häufig ganz unfahrbar ist und alle auf die derselben verwendeten Herstellungsarbeiten wegen der Verheerungen des Baches fruchtlos sind. Die Gemeinde hat daher den Beschluss gefasst, von der Tullnerbachbrücke beim Dorfe in senkrechter Richtung auf die Kreisstraße ungefähr in der Mitte zwischen Loibersdorf und Weinzettel eine Verbindungsquerstraße zu errichten.“
Dabei erinnerten die Gemeindeväter an die Unterstützung, die sie als einstige Untertanen von der Herrschaft Judenau erhalten hatten. Karl von Liechtenstein erteilte die Bewilligung unter der Auflage, dass das zu durchschneidende Ackerstück nicht länger als 3 ½ Klafter und nicht breiter als 2 Klafter sein dürfe. Außerdem wäre der derzeitige Pächter, Josef Wallner aus Diesendorf, entsprechend abzufinden. Neulengbach, den 14. Oktober 1858 (Ortslade Siegersdorf)

Strassenzug

Ausschnitt einer Karte „BH Hietzing und Umgebung“, handschriftlich, bez. 1894 (jedoch wohl älter) , der unregulierte Flusslauf ist gut zu erkennen. Die flachen Felder und Wiesen zwischen Grabensee (Ortsname!)  und Siegersdorf wurden immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht. Ebenfalls zur Verbesserung des Wegenetzes kauft die Gemeinde Siegersdorf  am 11. September 1861 ein Grundstück von der eben verwitweten Theresia in der Katastrale Loibersdorf gelegen. Es unterzeichnet der Ortsvorsteher Franz Graser (Ortslade Siegersdorf)

1868 – Der Bau der Ortskapelle

Der Kapelle voraus gegangen ist ein einfacher Glockenturm, der eine Glocke, gegossen von Gottlieb Jenichen in Krems 1850 trug.
Die Glocke selbst wog 63 Kilo. Als Spender zeichnete sich Leopold Heiß aus Siegersdorf  aus. 


Kapelle

         
Nach einem Aquarell von Adolf Heinl
                                                                                                                       

Diese Ansichten zeigen die Ortskapelle vor ihrer Generalsanierung aus dem Jahre 1960. Deutlich sind die der barocken Baukunst verpflichteten geschwungenen Giebel zu erkennen. (Richard Kurt Donin spricht von den barocken Nachklängen auf dem flachen Lande, in „Zur Kunstgeschichte  Österreichs“, Wien 1951)

Am 20. März 1869 hatte Bürgermeister  Johann Krambichler die Bauerlaubnis erteilt, verantwortlich für die Bauleitung zeichnete der Maurerpolier Karl Brandstätter, ebenfalls aus Asperhofen.

 

Wilhelm Kisser  verfasste 1986 eine Zusammenstellung der Dokumente zum Bau der Ortskapelle. Diese Darstellung folgt zum großen Teil seinen Ausführungen

Ebenfalls aus 1850 und ebenso von Gottlieb Jenichen gegossen befand sich eine Glocke in der Pfarrkirche St. Agatha in Asperhofen. Gottlieb Jenichen (1826-1880) war einer der bedeutendsten Glockengießer  der Zeit. (s.d.Johannes Ev. Fahngruber, Hosanna in excelsis. Beiträge zur Glockenkunde, St. Pölten 1894) Oder handelt es sich um eine Verwechslung?

1925 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Siegersdorf

Immer wieder war es in den vergangenen Jahren zu Bränden – meist aus Unachtsamkeit verursacht – gekommen. Obwohl die benachbarten Feuerwehren sich bemühten möglichst rasch an den Brandherd zu gelangen,  mussten sie sich mit dem Versuch das Übergreifen des Feuers auf benachbarte Häuser zu verhindern, begnügen. Seit 1897 gab es in Asperhofen eine Freiwillige Feuerwehr. 1923 war es zur Gründung der Plankenberger Feuerwehr gekommen. Die Gründung einer Ortsfeuerwehr war ein Gebot der Stunde. Bereits 1925  (19. Nov.) dachten beherzte Ortsbewohner an die Gründung einer eigenen Ortsfeuerwehr.
Am 6. Dezember 1925 wurde nun offiziell die FF Siegersdorf begründet. Zum ersten Hauptmann wurde Anton Erasimus, zu seinem Stellvertreter Anton Faderbauer gewählt dem jedoch bereits 1927  Karl Schwarz nachfolgte. Das Amt des Schriftführers (Verwalter) übernahm Anton Eberl.
Das Gründungsfest fand am 6. Juni 1926 statt. Das ganztägige Fest begann bereits um 5 Uhr früh mit einen musikalischen Weckruf, um 7 Uhr wurden die Ehrenmitglieder erwartet, um 8 Uhr fand der feierliche Festgottesdienst in der Pfarrkirche zu Asperhofen statt. Dann folgte der Frühschoppen und das Mittagessen, Um 13 Uhr wurden die Festgäste erwartet, um 14 Uhr gab es die Spritzenweihe, Pfarrer Danzinger und Landesrat Jäger hielten Ansprachen. Ein Umzug und ein Tanzkränzchen bildeten den Schluss des Festtages.

Feuerwehr Spritze

Schon im Gründungsjahr konnte sich die FF Siegersdorf  bei mehreren Bränden bewähren, darunter ein Großbrand in Großgraben  (11. Oktober 1926). Im darauffolgenden Jahr 1927 veranstalteten die Siegersdorfer im Gasthaus Johann Purrer ihren 1. Feuerwehrball.
Am 14. Juli 1927 konnte die neue Motorspritze in Betrieb genommen werden.
Zur Paradeausrückung vor der Asperhofener Pfarrkirche waren die Feuerwehren aus Asperhofen, Grabensee, Dietersdorf, Grabensee, Inprugg,  Johannesberg, Michelhausen, Neulengbach und Saladorf erschienen. Pfarrer Josef Danzinger segnete das neue Gerät. Die musikalische Umrahmung hatte der Männergesangverein von Asperhofen übernommen, Frau Josefine Erasimus das Amt der Spritzenpatin.

Der Hauptmann der Siegersdorfer Feuerwehr Anton Erasimus hielt die Begrüßungsrede.

Vor allem dankte er den uneigennützigen Bewohnern des Ortes, die auf ihren Jagdpachtschilling zu Gunsten des Ankaufs der Motorspritze verzichtet hatten


Bei Durchsicht der Feuerwehrprotokolle der FF Siegersdorf  ist von diesem Ereignis keine Rede. Hingegen wird bereits 1925 der Ankauf einer Fahrspritze aus dem Fundus der FF Michelhausen beschlossen. Zum Kauf einer tragbaren Tragkraftspritze kommt es erst im Jahre 1931.

 

Es wurde sogar ein Flugzeug gebaut, nur geflogen ist es nie

Flugzeug Flugzeugerbauer

 

Franz Schmidrathner war ein  Mann mit vielen Talenten und Träumen. Besonders das „Fliegen“ hatte es ihm angetan. Im Hof seines Hauses entstand in mehrjähriger Kleinarbeit ein immer größer werdendes Motorflugzeug, bestaunt von jung und alt.
Schließlich erreichte es eine Größe, die es dem Piloten nicht mehr ermöglichte mit seinem Flugzeug den Bauernhof zu verlassen, geschweige denn sich in die Lüfte zu erheben. Letzte Trümmer sollen sich selbst nach Kriegsende 1945 noch  auf dem Dachboden befunden haben. Letzte Reste eines unerfüllten Traumes!

Siegersdorf 19 folio 147 III/13, II/ 1 I/13 Gleiches Haus wie Nr. 18, gleiche Besitzer im Grundbuch 3 und 2, aber andere Foliennummern.

Die Orts und Häuserchronik liegt bei der Dorferneuerung zum Kauf auf.